Ich habe beschlossen etwas zu unternehmen, um gut genug zu verdienen. Ich wollte diese Idee nicht nur für Migrantinnen auf die Beine stellen, sondern für alle Frauen, wie auch für verschiedene Altersgruppen, nicht mehr nur für Junge. Mein Ziel war es zu lernen, wie man in der Schweiz ein Unternehmen gründet, um es selbstständig und erfolgreich zu leiten.
An einem Informationsabend von Crescenda habe ich die Lehrpersonen kennen gelernt. Das hat mir Mut und Vertrauen gegeben. Ich wusste sofort, dass ich den richtigen Weg einschlage.
Welche Erfahrungen hast du im Kurs gemacht?
Ich habe Management- und Marketingkenntnisse erworben, gelernt, wo man Kunden finden kann, wie man seine Arbeit organisieren, ordnen, strukturieren kann. Eine sehr vernünftige Lehre einer Dozentin war zum Beispiel, einfach realistisch zu fragen: warum komme ich zu dir? Bist du die Beste? Die Konkurrenz ist gross und man muss überleben, immer überdenken, was man Spezielles anbieten kann. Man muss immer dran bleiben, sich weiterbilden und lernen. Die Coaching- Person war dafür sehr wichtig. Sie korrigiert, hilft weiter, wenn man unsicher ist, hört aber zuerst deine Ideen an. Die Referenten waren gut ausgebildet und offen, die Lernprozesse gut und interessant organisiert. Man spürt, dass sie Interesse daran haben, was wir machen, sich darüber informieren und Rat geben. Ich hatte Glück, dass ich diese Ausbildung bei Crescenda gemacht habe.
Wie läuft dein Unternehmen im Moment?
Zur Zeit arbeiten wir hier an einem Projekt vom Roten Kreuz Basel, in welchem wir Fasnachtskostüme schneidern. Ich schneide sie zu und eine Gruppe von Migrantinnen näht die Kleider. Sie verdienen pro Kleidungsstück und ich selbst bin angestellt beim Roten Kreuz Basel für jeweils vier Monate. Schon seit drei Jahren machen wir die Kostüme für die Zunft aus Allschwil, ein treuer Kunde. Letztes Jahr wurden wir an die Fasnacht eingeladen, das war schön. Es läuft gut, ist interessant und lebendig, ich mache das einfach gerne … und ja manchmal sind wir auch frustriert. Beim Nähen kommt immer wieder etwas dazwischen. Das Muster muss gut auf die Person abgestimmt sein, man muss die richtigen Ideen spüren.
Wie hat sich dein Unternehmen in den vier Jahren seit dem Gründungskurs verändert?
Es hat sich stark entwickelt, ich habe mehr Kunden, auch dank Crescenda. Dort habe ich gelernt, wie man Preise festlegen und richtig kommunizieren kann. Vorher habe ich weniger verlangt und war unzufrieden, weil ich viel gearbeitet und dabei fast nichts verdient habe. Zusammen mit einer Partnerin habe ich beim Roten Kreuz Aargau ein Projekt umgesetzt. In Rheinfelden haben wir ein Nähatelier für Leute, die nähen möchten und zu Hause keine Nähmaschine haben oder meine fachliche Unterstützung brauchen. Am Anfang hatten wir nur einen ganz kleinen Raum mit meiner Nähmaschine von zu Hause. Nach drei Monaten haben wir eine Modeschau gemacht und unsere Arbeit gezeigt. Die Frauen verschiedenster Herkunft präsentierten selbst unsere Kreationen, das war wunderbar bunt und erfolgreich. Die nächste Modeschau findet im Juni 2010 statt. Nebenbei führe ich in meiner Wohnung mein eigenes Nähatelier weiter. Insgesamt habe ich nun, zusammen mit einem Nähkurs, den ich vom Migrationsamt aus in einem von ihnen zur Verfügung gestellten Raum gebe, vier verschiedene Ateliers.
Das Interview ist erschienen im Jahresbericht 2009.
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