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Elisabetta gründet mit Herz und Haltung

2024 11

Elisabetta hat 2009 das Gründungsprogramm bei Crescenda besucht. Heute führt sie eine Kita mit einem besonderen Konzept – als Familienbetrieb, der weit über Betreuung hinausgeht. Mit grosser Entschlossenheit und viel Erfahrung hat sie ihren eigenen Weg gefunden und begleitet inzwischen andere durch wichtige Lebensphasen.

Im Jahr 2009 hast du den Gründungskurs absolviert. Wie bist du damals auf die Idee gekommen, dich selbstständig zu machen?

Mit fünf Kindern musste ich mich damals beim RAV anmelden, wo mir nahegelegt wurde, dass ich mit so vielen kleinen Kindern keine grossen Aussichten auf eine Stelle hätte. Das hat mich sehr verletzt, denn als Italienerin habe ich ein anderes Verständnis von Familie und Vereinbarkeit mit dem Arbeitsleben. Ich selbst bin in einer Stadt aufgewachsen und gemeinsam mit der Familie haben wir ein Unternehmen geführt. Es war also ein Schock für mich und ich war ratlos, was ich nun tun sollte. Ein Kollege hat meinem Mann dann von Crescenda erzählt und meinte, dies sei doch vielleicht genau das richtige für mich. So bin ich zu Crescenda gekommen. 

Welche Erfahrungen hast du im Kurs gemacht? Gibt es gewisse Inhalte oder auch Momente, die dir besonders in Erinnerung geblieben sind oder die dich auch ermutigt und geprägt haben? 

Es war ein sehr toller Jahrgang mit inspirierenden Dozierenden, die mir viel Motivation gegeben haben. Das war eine Bereicherung für mich. Gleichzeitig war ich auch ob so viel Unterstützung erstaunt, da ich das zuvor nicht kannte. Das Programm war zugleich ein emotionaler Prozess für mich und ich war beeindruckt von der Unterstützung, die ich von so vielen Menschen erhalten habe, die ich kaum kannte und die an mich glaubten. Dadurch habe ich erstmals begonnen an mich selbst zu glauben. Ausserdem habe ich viele Frauen kennengelernt, die in einer ähnlichen Situation wie ich waren und sich mit ähnlichen Herausforderungen konfrontiert sahen. Durch die Gespräche und den Austausch mit ihnen habe ich auch viel gelernt, auch dies hat mich weitergebracht. 

Wie konnte dich Crescenda auf deinem Weg zur Selbstständigkeit unterstützen?

Ich habe mehr erfahren über die ganzen Verfahren und Bewilligungen, denn dies war für die Idee einer Firma für die Kinderbetreuung gefragt. Die Idee und die Ermutigung für das Bewilligungsverfahren ist von Crescenda gekommen. Crescenda hat mich hierbei sehr unterstützt und tatsächlich hat es funktioniert. Die Inhalte, die stetige Motivation und die Gruppenarbeiten waren schlicht faszinierend. 

Was hat sich seit dem Abschluss des Kurses verändert?

Es ist definitiv eine Erfolgsgeschichte. Nach dem Crescenda Gründungsprogramm habe ich so sehr an mich geglaubt, dass ich mein eigenes Konzept geschrieben habe. Die Behörden setzen Strukturen für Kitas, Schulen und Kindergärten fest, aber innerhalb dieser Vorgaben habe ich immer noch viele Freiheiten. Ich war nie ohne Kundinnen und Kunden, im Gegenteil, es wurden immer mehr. Inzwischen habe ich ein Team aufgebaut, wir sind gemeinsam gewachsen und arbeiten eng zusammen. Zusätzlich habe ich die Fachhochschule in Olten besucht, mich in der sozialen Branche weitergebildet und meinen Abschluss gemacht. Dieses Wissen hat mir auch in meiner Organisation sehr geholfen. Ich mache meine Arbeit immer noch mit Herzblut, habe aber nun einen klaren roten Faden gefunden. Ich weiss, wo und wie ich mich in der Schweiz orientieren muss, sowohl im Umgang mit Behörden als auch mit meinen Kundinnen und Kunden.

Kannst du noch etwas zum pädagogischen Konzept erzählen? 

Es ist so entstanden: Ich war im Musikmuseum und dort als Aufsichtsperson tätig. Die Arbeit war nicht besonders anspruchsvoll und ich hatte viel Zeit zum Nachdenken. Der Satz vom RAV hat mich tief getroffen. Ich wollte keine Bürde für die Gesellschaft sein, sondern dem RAV beweisen, dass Mütter mit Kindern eine wertvolle Ressource sind. So ist der Familienbetrieb entstanden.

Ich habe eine Kitabewilligung erhalten, aber mit dem Konzept eines Familienbetriebs. Die Kinder und Eltern sind ein grosser Teil von uns und wir ein Teil von ihnen. Wir waren bereits bei Hochzeiten von Eltern dabei, ich wurde Patentante meines ersten Tageskindes und habe an Konfirmationen teilgenommen. Es sind viele tiefe Freundschaften entstanden und mittlerweile haben wir eine riesengrosse Familie.

Ich bin heute da, wo ich bin, dank all der wertvollen Begegnungen. Sie haben mir ermöglicht, mich weiterzubilden und persönlich zu wachsen. Mit Menschen zu arbeiten ist vielleicht eine der schwierigsten Aufgaben, aber es ist eine, bei der man immer weiter lernt und wächst und genau das liebe ich daran.

Wo steht die Kita in 15 Jahren? Was sind deine Zukunftspläne?

Jetzt bin ich 56 Jahre alt. Über den Wolken ist eng mit mir und meiner Persönlichkeit verbunden. Ich weiss nicht, ob jemand anderes den Betrieb einfach so übernehmen und weiterführen könnte. Der Familienbetrieb ist eine Herausforderung. Ich habe Glück, dass meine Familie mitmacht, besonders da alles direkt bei mir zu Hause stattfindet. Ich weiss nicht, was die Zukunft bringt, aber ich bin offen. Ich bin bereit, mich weiterzuentwickeln und auch andere Wege einzuschlagen. Wir haben viele Ideen für Über den Wolken, auch in Richtung musikalischer Begleitung. Aber wir werden sehen, wohin die Reise geht.